Manitoulin Island ist die größte Süßwasserinsel der Welt. Mit einer Fläche von 2.766 km² könnte es Wochen dauern, bis wirklich all die dort befindlichen Süßwasserseen und Flüsse erkundet und die unzähligen Pfade abgewandert sind.
Wir nehmen uns 4 Tage Zeit. Der Zeitraum von Mitte Juni bis Anfang August ist perfekt, sagt man, da nicht nur das Wetter zum Wandern stimmt, sondern da zu der Zeit die Powwows der indigenen Gemeinden, die auf der Insel leben, stattfinden.

An- und Abreise
Es gibt zwei Möglichkeiten, um auf die Insel zu kommen: mit dem Auto oder mit dem Boot. Die Drehbrücke in Little Current, an der nordöstlichen Spitze der Insel, verbindet Manitoulin zu Ontarios Autobahnnetz. Von Mitte Mai bis Mitte Oktober fährt eine Fähre die MS Chi-Cheemaun von Tobermory zur südöstlichen Spitze der Insel zum Dorf South Baymouth. Die Überfahrt durch den Fathom Five Marine Park dauert ca. 1 ¾ Stunden und bereitet uns Freude – tolle Aussichten.

 

Providence Bay
Wir verlassen South Barmouth direkt und fahren zur Providence Bay Beach: Es ist einer dieser Orte, an denen man sich hinsetzen kann und den Tag vorbeiziehen lassen. Auf dem Boardwalk über den Sanddünen faulenzen wir und genießen einfach die Schönheit der weiten Landschaft. Es ist eine wunderschöne Gegend!
Anschließend statten wir Mutchmor – es liegt auf der gleichnamigen Straße in der Stadt, einen Besuch ab. Schon von außen schreit es, komm rein! Ich bin zu interessant um an mir vorbeizulaufen. Herr Garniss erklärt, dass der Name des neuen Raumes, der Mutchmor, vom Namen einer der ursprünglichen Familiennamen im Dorf abgeleitet wird. Herr Garniss Freundin Bridgette Sarong hat ein Peace Café im vorderen Bereich des Gebäudes eröffnet. Frau Sarpong serviert ausgezeichneten Espresso und Karamell gefüllte Schokokekse mit Meersalzsträusel-Haube. Aber eigentlich ist das ganze eine Galerie mit verschiedensten Arbeiten von Künstlern der Insel. Gleichzeitig ist es ein Bioladen mit handgefertigten Produkten wie Seife, ein Fortbildungsraum und im oberen Teil ist es ein Studio für Yoga-/Tanzlehrer – ein sehenswertes Gemeinschaftsprojekt.

 

Gore Bay
Nach einem Großeinkauf bummeln wir hier durch die Alleen. Wir ziehen an eleganten historischen Villen, keine gleicht der anderen, vorbei und entlang der Promenade, die sich am südlichen Ende der Bucht schlängelt. Dort steht eine Marina auf dem Nordkanal. Hier gönnen wir uns eine längst überfällige Dusche. Das Passwort kriegen wir von den Angestellten – ziemlich cool!

 

Kagawong
Wer liebt es nicht Wasserfälle zu besuchen? In der Nähe von Kakawong gelangen wir leicht zu Fuß über einen Pfad entlang des Flusses zu den Bridal Veil Falls. Das Geilste ist es, dass wir hinter das Ding klettern können. Die Felsen kann man als Rutsche nutzen um im Basin des Wasserfalls zu plantschen. Yeah!

Über die Stahltreppe neben den schönen Wasserfällen gelangen wir zur Draufsicht –*Knips und anschließend zur Straße mit Parkplatz. So schlendern wir gemütlich entlang der Straße zurück zum Auto. Die Nacht verbringen wir am Pier und wachen mit dem schönsten Sonnenaufgang der Insel auf!

 

M’Chigeeng
Wir gehen wandern und reinigen uns spirituell. Der M’Chigeeng Aboriginal Trail liegt im Reservat. Der Weg beginnt hinter dem Gelände des Powwows am Highway 551, südlich des Highway 540. Für die Ureinwohner ist die Wanderung eine spirituelle Reinigung. Der Wanderweg besteht aus zwei Pfaden: einer entlang der Unterseite der Klippe, und der andere klettert an die Spitze dieser. Die Spitze der Klippe bietet eine hervorragende Aussicht auf die Bucht. Hier zwischen den Hollywood-Buchstaben M’Chigeengs und mit Blick auf die Stadt können wir die Beine lang machen.

Jetzt geht es in das Ojibwe Cultural Foundation Zentrum. Diese Stiftung verfügt über eine aussagekräftige Sammlung indigener Kunst, informierende Schautafeln und Platz für alles was in der Gemeinschaft benötigt wird.
In der Ausstellung werden Zusammenhänge von Gemeinschaften erklärt: Jeder Mensch wurde als Angehöriger eines Klans geboren. Diese unterscheiden sich voneinander durch Tiernamen, die Totem. Es ist ein abgeleiteter Begriff aus der Ojibwe-Sprache für blutsverwandte Geschwister. Die Gemeinschaft ist hervorgegangen aus sechs Gründerklans, die ihren Ursprung in der Morphologie von sechs unterschiedlichen Tieren sehen. So entstand einerseits die Gemeinschaft und andererseits war es ein Schutz vor Inzest, denn das Totem wird patriarchal weitergegeben. Geschickt!

Ein großer Teil der Ausstellung setzt sich mit Residential Schools auseinander. Residential Schools nannte man Schulen, die von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis 1996 betrieben wurden. Es handelte sich um Internate, zu denen ausschließlich die Kindern der kanadischen Ureinwohner zwangsgeschickt wurden. In Kanada herrscht Schulpflicht, diese machte vor den Ureinwohnern nicht halt, und sammelte teilweise mit Gewalt die Kinder aus den Gemeinden ein, um sie zum Internat zu bringen. Diese Schulen sollten die Kinder von den Eltern fernhalten und zugleich von ihrem kulturellen Einfluss. Der Gebrauch ihrer jeweiligen Muttersprache wurde ihnen strikt verboten, stattdessen sollten sie Englisch bzw. Französisch lernen. Sie vergaßen ihre Muttersprache somit waren sie nicht in der Lage sich mit den eigenen Müttern, Vätern, Großeltern auszutauschen. Damit verbunden war ein allgemeiner ZivilisierungsauftragUnglaublich ist die Vielfalt an Wahrnehmungen: So werden dankbare Künstler vorgestellt, die ihr Potenzial innerhalb diesen Schulen voll ausgeschöpft sahen. Bei anderen steht der kulturelle Völkermord im Vordergrund – wie ein solches Entwurzelungsprogramm zu einem weitgehenden Verblassen kultureller Erinnerung führte.

 

Cold Springs
Der Cup and Saucer Trail ist eine Wanderung, die du nicht verpassen möchtest. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen. Er bietet legendäre Blick auf die Insel und der optionale Adventure Trail ist bombe. Ich würde jedem den abenteuerlichen Teil ans Herz legen, der bereit ist am Boden zu robben und sein Körpergewicht auf und über Felsen stemmen sowie sich zwischen Felsspalten zu zwängen kann. Zwei Aufstiegsetappen müssen wir erklimmen um zu den versprochenen Aussichten zu gelangen. Am Abhang der 70 Meter hohen Klippen stehen wir mit Ehrfurcht, deswegen legen wir uns besser hin und genießen den Panoramablick über der Insel. Die Aussicht ist toll. Die 12 km plus Adventure Trail haben wir in 4 Stunden geschafft und es war jeden Schweißtropfen wert. Unser Top Ding to do auf Manitoulin Island!

 

POWWOW
Ein Powwow ist ein Zusammentreffen verschiedener Indianerklans um gemeinsam in Trachten zu tanzen, zu singen, zu trommeln, Kontakte zu knüpfen und die indianischen Kulturen zu ehren. Das wollen wir erleben. Mal Teil eines Powwows sein oder zu mindestens zu schauen. Ein kurzer Blick auf den Veranstaltungskalender genügt, nächstes Wochenende steigt die Party in Wikwemikong. Die sieben Indianergemeinden feiern von Juni bis September an einem ausgewählten Wochenende für zwei Tage, wobei Wikwemikong – Wiki genannt, heraussticht an Größe und Popularität. Mit vollbepackten Reisebussen kommen die Klans aus ganz Kanada und sogar Amerika.
Zur Geschichte lässt sich Folgendes festhalten: Um 1850 entstanden die Vorläufer der Powwows als Veranstaltungen von Kriegerstämmen. Zur Stärkung der Gemeinschaft eingeführt, entwickelte es sich zur Darstellung der eigenen Identität im Bereich des traditionellen Lebens. Identität ist bis dato ein neuer Gedanke für die Ureinwohner. Deshalb weisen diese Veranstaltungen kriegerische, tierische, soziale, unterhaltende und andere Aspekte auf. Also ein indianisches Volksfest mit allem was die Teilnehmer eingepackt haben für den Tag.

Angekommen, schauen wir uns erstmal um. Im Eingangsbereich sind Essensstände. Es ist ein kreisförmiges Gelände mit einem Pavillon im Zentrum in dem getrommelt wird, am äußeren Rand sind überdachte Tribünensitzbänken, dazwischen ist Platz für jede Menge Menschen in knallbunten federverzierten Kostümen. Wir finden ein gemütliches Sitzplätzchen auf der Holztribüne im Schatten. Es sind heute nämlich gefühlte 40 °C. Ach übrigens … Janina und Sebastian, die super cool sind, gerade Kanada erkunden und die wir auf dem Festland kennengelernt haben, mehr dazu im Folgeeintrag, sind auch am Start. Die Veranstaltung wird eröffnet mit einer Einzugszeremonie, gilt als heilig, somit darf währenddessen nicht gefilmt oder fotografiert werden. Bei diesem Einzug laufen Geistliche, Flaggenträger und Tänzer zum Rhythmus der Trommel in die Arena ein. Flinke Füße haben die Tänzer. Elegant und leicht hüpfen die Damen von einem Fuß auf den Anderen. Jetzt folgt die Ehrung der Veteranen. Die Party beginnt: Es wird wieder gehüpft, die Metallglöckchen an den Kleidern rascheln, farbige Tücher werden geschwungen und manche Tänze mit Geld belohnt. Als es um Geld geht, fangen Martins Hüften an zum rhythmischen Trommeln zu pulsieren. Ehe wir uns versehen, schwingt er das Tanzbein im Zirkel und darf im Anschluss dem Häuptling der Kaboni Gemeinde die Hand schütteln, der ihn hier willkommen heißt. Mittanzende sind willkommen!

 

Wikwemikong
Bei dem ganzen Getanze wird uns heiß. Wir sind auf der Suche nach Abkühlung. Wir kriegen einen Tipp: Ins Wasser springen vom Pier hört sich bei den Temperaturen wahnsinnig toll an. Wir fahren die Indian Dock Road hoch und hüpfen ins kalte Wasser.

 

Little Current
Auf dem Weg nach Little Current ist ein super Halt für die Aussicht auf die Lacloche Berge, den Nordkanal und eigentlich über die ganze Umgebung: McLean’s Mountain Lookout! Ich habe mir sagen lassen, dass sich hier der schönste Sonnenaufgang ganz Ontarios genießen lassen. Aber jemand war zu faul so früh aufzustehen. Ich sag nicht wer!! Naja, wäre bestimmt bewölkt gewesen.

An einem so heißen Tag, ist Eis ein Muss. Die lokale Eisdiele 3 cows and a cone hat ein überwältigende Auswahl. Wir schlecken gemeinsam und bestaunen die Drehbrücke, die ein Segelboot passieren lässt.

Danke für die Tannenbäume zum Einpflanzen,
die wir als Geschenk beim Verlassen des Powwows bekommen haben.

Einkaufen: Lebensmittel lassen sich nur aufstocken in Gore Bay oder Little Current.
Duschen: Gibt es in Little Current am Hafen.

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