Ein halbes Jahr ist verflogen – unglaublich, seitdem ich in Montreal bin.
Das sind nun meine Erfahrungen …
Das erste was man über Montreal erzählt, ist die unglaubliche Vielfalt dieser Stadt. Was diese ausmacht? Einerseits die offene Kultur der Kanadier, dass Interesse an Kunst & Essen, der bunt gemischte Mix aus Immigranten und alle paar Wochen finden kostenlose Konzerte sowie Attraktionen in der Stadt statt. Diesen erlebt man dann am Besten, wenn man essen geht. Meine Lieblingsbeschäftigung wird zum Sport in Montreal.
Die Auswahl ist immens. Es gibt das typische China Town (mit all den leckeren Dumplings und Dim Sum), Little Italy, aber auch ein portugiesisches, ein jüdisch-orthodoxes und ein indisches Viertel – jetzt nur einige der Großen ausgeschrieben. Natürlich findet sich hier auch eine polnische Ecke 😉 mit einem sehr gut ausgestatteten Sortiment von allem, was das polnische Herz missen könnte: Krakowska Wurst, Kabanosy, PierogiPtachie mletczko, Ćwikla (Rote-Beete-Merrettich-Aufstrich) …

Meine Restaurant Empfehlungen sind:
Indisch/Pakistanisch: Chef Guru G, 762 Rue Jean-Talon
Asiatisch [Dim Sum]: Kim Fung, 1111 Rue Saint-Urbain M05
Vegan: Aux Vivres, 4631 Boul St-Laurent
Jüdisch-Orthodoxe Bäckerei: Cheskie Bakery, 359 Rue Bernard
Polnisches Restaurant & Supermarkt: Euro-Ddli Batory, 115 Rue Saint Viateur

Montreal, seit 1968 [Poutine in allen Variationen]: La Banquise, 994 Rue Rachel – 24 Stunden/7 Tage
Montreal, seit 1949: Fairmount Bagel, 74 Avenue Fairmount – 24 Stunden/7 Tage
Montreal, seit 1928 [geräucherte Rindfleisch-Sandwiches]: Schwartz’s Deli, 3895 Boul St-Laurent

 

Die Vielfalt ist unbegrenzt. In den studentischen Stadtteilen gibt es viele Imbissbuden, die Aufzählung würde den Rahmen sprengen. Und ich koche gerne selber (Spartipp) 🙂

Einkaufen
Möglichkeit sein Geld in Lebensmittel zu investieren gibt es hier viele. Dazu zählt der gut sortierte Fischmarkt Poissonnerie La Mer (1840 Boulevard René-Lévesque) oder die Märkte Jean Talon und Atwater.

Wer es preiswert mag, aufgepasst, der Spartipp für Lebensmittel: Segal’s market, 4001 Boul St-Laurent.
Hier gibt es alles günstigster! 8 kg Reis 8$, verschiedene Sorten getrocknete Bohnen, Kichererbsen 1$/100g. Umweltfreundlich und praktisch ist es, dass man sich die getrockneten Bohnen sowie Oliven aus großen Bottichen rausschöpft. Dazu bekommt man hier eine Auswahl an vegetarisch/veganen Lebensmitteln: Käse, Joghurt, Eis … selbst Spezialitäten wie Açaí oder Halva finden sich in den vollen Regalen. Das Gemüse ist frisch, (es ist nicht mit dem Markt vergleichbar – da von lokalen Händlern) aber ich war zufrieden.

Jean-Talon Markt, 7075 Casgrain Ave: Hier findet man eine riesige Auswahl an frischem Gemüse und Obst, Weine aus allen Anbaugebieten und vom Händler importierte Gewürze aus aller Herren Länder. Es gibt Pilze, die man kaum kennt und besondere Kräuter aus der Umgebung. Die Händler nehmen sich die Zeit, ihre Waren zu erklären und geben auch Anwendungsbeispiele. Außerdem gibt es Snacks und alles zum Probieren – ein Muss für Esser.

Sport
Für sportliche aktive bietet Montreal sowohl im Sommer als auch im Winter Möglichkeiten fit zu bleiben. Neben dem üppigen Sportangebot in den Gemeinschafts-Zentren, laden die größeren Parks wie Lafontaine, Mont Royal, Botanischer Garten, zum Laufen ein – ich bin da nicht der einzige verrückte bei -12 Grad. Im Winter sind auf dem Mont Royal Skilanglauf-, Schneeschuhwanderwege oder Schlitten-Abfahrtshügel zu finden. Darüber hinaus sind die Schwimmbäder kostenlos! So lassen sich zu festgelegten Zeiten in der Woche auf abgetrennten Bahnen, eingeteilt in 3 Geschwindigkeitsklassen: lentmoyen und rapide, die Kilometer abreißen. Für Kinder & Familien gibt es gesonderte Zeiten sich auszutoben. Auch wenn es nur 25 m Becken gibt, sind die Bäder überall in der Stadt verteilt, das man es nie weit hat. Dieses Angebot habe ich großzügig mehrmals die Woche wahrgenommen und meinen pace auf unter 1:44 min/100 m bei einer Strecke von 1.5 km gehalten.

Frühling/Sommer
Wenn Mitte Mai die Bäume Blätter bekommen, das Gras saftig grün wird, blüht die ganze Stadt auf! Wo waren all die Menschen? Mit Temperaturen um die 25 Grad und Sonnenschein zieht es die Montrealer scharenweise in die Parks. Hier wurden die Eishockey-Bahnen durch Beachvolleyball Plätze ersetzt, und diese sind immer gefüllt (im Winter seltener). Die Stadt macht Lust sich draußen zu bewegen und bei den zahlreichen Terrassen der Bars und Cafés ein kaltes Getränk zu bestellen.
Unglaublich wie viel Energie sie Stadt entwickelt, sobald es warm wird. Das Stadtbild wandelt sich durch die grünen Bäume (vergleiche Montreal im Winter), welche nahezu alle Straßen säumen.

 

Sprachschule
Es gibt einige Sprachschulen die bis zu 5 h täglich Unterricht anbieten. Zwei davon sind Centre Lartigue, 2217 Avenue Papineau, welches ich für einige Monate besucht habe, sowie Centre Saint-Louis, 4285 Rue Drolet. Die Stadt gibt sich Mühe die Immigranten zu integrieren. Die Lehrer sind motiviert. Die Klasse besteht aus einem bunten Mix aus Immigranten aller Nationen. Es wurden sogar verschiedene Aktivitäten mit allen Klassen organisiert, wie ein gemeinsames Kochen oder ein Ausflug zu einer Ahorn-Sirup-Farm. Und das ganze für 90$ pro Halbjahr.

Durch den Vergleich mit den anderen Schüler kann ich sagen, dass mir einige Aspekte der französischen Sprache sogar einfacher fallen, als Anderen (durch meine deutsch und spanisch Kenntnisse). Einerseits von der Aussprache z. B. „une“ (eine) wird wie „ün“ und „en“ (in/auf) wie „ön“ ausgesprochen. Zur Grammatik: Es ist hilfreich, wenn man ein Verständnis für männliche, weibliche Artikel hat. Geübt werden, muss trotzdem. Die Grammatik mit den verschiedenen Konjugationen nimmt einem leider keiner ab. Das macht die Sprache am Ende knifflig. Ich habe mein bestes gegeben und ein Grundwissen mitgenommen.

Arbeit
Es gab noch andere Arbeit zu erledigen: 2 Monate und 70 Bewerbungen später konnte ich keine Anstellung als Informatiker in Montreal finden. Ich habe es aufgegeben. Angeblich ist der Arbeitsmarkt in Montreal sehr schlecht, da es nicht gut um die Wirtschaft steht. Als ich später einige Immigranten aus Deutschland kennenlernte, wurde meine Befürchtungen bestätigt. Wenn man kein kanadischer Bürger ist, findet sich höchstens Arbeit in der Gastronomie. Doch diese Erfahrung habe ich erstmal auf später vertagt, denn mein Fokus hat sich auf die Doktorarbeit gerichtet.

Dank eines neuen Professors an der Darmstädter Uni, habe ich Unterstützung erhalten, die mich motiviert und das Ziel sehen lässt!
Kurz gesagt, ich verbringe tagelang am Rechner um an meiner Arbeit sowie den letzten Publikationen zu arbeiten. Die andere Hälfte vom Tag lerne ich französisch, koche, gehe laufen, schwimmen, esse oder schaue Comedy Shows.

Das war ein Überblick von Montreal. Definitiv eine Stadt, in der was los ist und in der man eine Zeit verweilen kann!

Ach ja, Dienstag und Freitagabend wurde der Rest Müll abgeholt. Morgens werden die schwarzen Säcke auf die Straße gestellt (nicht früher!). Die Müllabfuhr kommt tagsüber, aber auch Abends.
Plastik, Papier und Glas wird zusammen in einem durchsichtigen Recycling Sack gepackt, welcher montags abgeholt wurde. Getrennt wird das dann von Hand, in der Müll Verarbeitungsanlage.

PS: An den langen Winterabenden habe ich einen neuen Zeitvertreib entdeckt: die breite Palette der öffentlich rechtlichen Comedy Sendungen. Sei es die Bekannte heute Show, extra 3, aber auch Die Anstalt, Die unglaublichen Ereignisse im Leben vonund noch viele mehr. Ich kann es jedem nur empfehlen, schaut mal rein!

Au revoir, Martin

%d Bloggern gefällt das: