Wir haben etwas zu feiern: 6 Monate aus Deutschland. Was gibt es neues Zuhause?
Also bei uns ist das so … Die Arbeitssuche geht weiter. Nicht so einfach wie ich dachte. Selbst die Suche in Montréal ist ernüchternd. Die Firmen haben es nicht so mit antworten. Leider kommt keine Resonanz.
Die goldenen Zeiten der Touristen bleiben ebenso aus, immerhin hat Tatjana noch einen festen Job. Gut, das wir im September genug für zwei Monatsmieten verdient haben.
Ansonsten geht die Arbeit an der noch offenen wissenschaftlichen Arbeit weiter, endlich. Es macht sogar Spaß, ok, sagen wir mal so, es ist gerade nicht so ermüdend.
Mit unseren Bücherausweisen ausgestattet, haben wir Zugang zur ganzen Bibliotheksindustrie Québecs: Eins für mich, eins für Martin und noch eins für mich. Französischlern-Equipement, ein Buch zum Identifizieren von Pilze und für Takahashi-Yoga – Martins Interpretation von Sivananda Yoga.
Die Bibliothek ist sowieso genial: Hier lassen sich Video-Filme ausleihen oder noch interessanter auf 15 verschiedenen Fernsehern direkt anschauen. Das haben wir direkt mal ausprobiert 😉 „Der letzte Kaiser“ von Bernardo Bertolucci, verfilmte die Biografie des Kaisers Puyi von China, der bereits als Zweijähriger den Thron bestiegen, aber schon drei Jahre später wieder abdanken musste. 3 Stunden Zeit sollte man jedoch einplanen …
Sonstige Aktivitäten in man in der Bib machen könnte: Videospiele zocken, Piano spielen, Gemälde ausleihen, Computern, ah, und Bücher lesen.
Das Wetter ist kalt und verregnet, prompt sind wir krank – erst moi, dann Tatjana. Vielleicht war abends schwimmen gehen und mit halb nassem Kopf nach Hause radeln nicht die schlauste Idee.
Trotz des kalten Wetters kamen wir sogar noch raus, nicht zum Arbeiten aber zum Pilze sammeln! Diesmal haben wir unser Glück auf der benachbarten Insel d’Orléans versucht. Zwei gefüllte Beutel war unsere Ausbeute. Wie wir paar Tage später beim Treffen zum Identifizieren der Pilze erfahren, sind die saftigen großen Pilze essbar, jedoch schon zu alt und voller Maden. So ein Mist! Zum Glück blieben bei dieser Veranstaltung einige vereinzelte essbare Pilze übrig die keiner mitnehmen wollte. Wir tun das gern 🙂 Viererlei-Pilzpfanne
Eine Sause am Wochenende hat mir ebenfalls Freude bereitet. Ich habe die umliegenden Bars und Kneipen begutachtet. So habe ich mich am Freitag von unserer Nachbarin Steph in der Stadt herumführen lassen. Das war witzig und hat Lust auf mehr gemacht. So … am Samstagabend bin ich wieder auf Tour. Mavie, die Österreicherin aus unserem Französisch-Kurs, wollte ebenso raus. Sie ist schon ein paar Monate in der Stadt mit ihrem Québecois-Lover. Wir verabreden uns in einer urigen Kneipe in der Oberstadt, im „Le Sacrilège“. Hier gibt es nicht nur massig kostenloses Popcorn, sondern auch preiswertes Bier. Die Aufmachung ist hübsch, im Hof sieht man sogar die alte Mauerfassade.
Danach geht es runter in das Viertel Saint-Roch. Das Trend-Viertel der Stadt der letzten 10 Jahre. Mit vielen Bars, Restaurants und Boutiquen bis heute stetig gewachsen. Wir treffen hier Mavie’s Freund und seine Kumpels: Mavies Freund hat ein Segelboot – vielleicht ergibt sich da was, hmmm?
Montag ist Feiertag, kanadisches Thanksgiving (einen Monat früher als bei den Nachbarn in Amerika). Groß gefeiert wird hier scheinbar nicht. Oder wir bemerken es nicht. Wir sind tagsüber sowieso arbeiten, das Wetter ist super, endlich wieder 20 Grad.
Für Tatjana wird das sogar der letzte Arbeitstag auf dem Boot „Louis Joliet“. Nachdem ich meiner Chefin mitteile, dass ich mir einen besseren Umgang wünsche, werde ich kurzerhand gefeuert.
Eigentlich war das so …
Nach einem stressigen Vortag und 20 Dollar zu wenig an Bezahlung, komme ich am Morgen zur Arbeit. Ich habe mir fest vorgenommen Madam mitzuteilen, dass ich mit Geschubse und unfreundlichem Tonfall nicht mehr arbeiten möchte. Immer wieder überlege ich mir wie ich die Kritik formulieren kann. Ich beschließe so etwas wie … Gestern war viel los. Das war für uns alle anstrengend. Ich war nach dem Arbeiten aufgebracht. Viellicht können wir das nächste Mal darauf achten eine ruhiger und konkreter zu kommunizieren. So das wird es …
T: Wie ist das mit den 20 Dollar?
P: Wir arbeiten erstmal. Danach können wir reden.
–
P: dein Ton gefällt mir nicht. Mir hat gestern gar nicht gefallen.
T: Mir auch nicht. Ich werde so nicht mehr arbeiten.
P: wir reden danach.
–
P: Tatjana, dein Ton gefällt mir nicht. Weißt du, Tatjana, es ist immer dasselbe mit euch Europäern, ihr kommt nach Kanada. Ihr wisst Sachen besser. Als ich nach Kanada gekommen bin, habe ich meinen Boss gefragt wieso habt ihr keine Verträge.
T: Ok. Ich versteh nicht was das mit mir zu tun hat.
P: das ist das letzte Mal das du arbeitest.
T: Vielleicht gehe ich jetzt?
P: Ja
So wurde ich zum ersten Mal gefeuert!
Umso besser, mehr Zeit um mit dem Fahrrad-Touristen rumzuführen. Hier macht das Arbeiten Spaß!