Die Liebe zu einer Langzeitreise entsteht durch den Charakter etwas neues Entdecken zu können. Während der Kurzurlaub häufig die Flucht aus dem Alltag ist, gibt einem das Langzeit- oder Fernreisen die Chance sich für neues zu öffnen – nutze das!
Wenn jetzt die Dauer der Reise einen geringeren Wert spielt, gewinnt das Budget eine größere Rolle.
Die Kunst bleibt trotzdem sich für aufkommende Gelegenheiten zu öffnen und daraus ein unvergessliches Reiserlebnis zu schaffen. Nutzt deswegen eure Sinne. Beobachtet, probiert und experimentiert. Am besten ist es dabei mit Menschen aus der Region ins Gespräch zu kommen. So findet ihr viel mehr über das Leben vor Ort und die Kultur heraus, als aus irgendeinem Reiseführer – traut euch!
Es geht darum die bekannte Komfortzone zu verlassen und womöglich sein Lebensweise sowie die Umwelt zu verbessern. Das bedarf an Übung diese gewohnten Muster anzulegen, z.b. wo und was man Einkauft, aber genau dahinter verbergen sich die größten Schätze.
Wir sind in 1,5 Jahre 30.000 km quer durch Kanada gereist, haben an vielen Orten 1–2 Wochen verweilt sowie in Quebec City & Montreal sogar mehrere Monate verbracht. Wir haben uns stetig angepasst, neues erforscht und sind vor allem intensiv mit den Einheimischen in Kontakt gekommen. Auf Einladung sind wir oft 1-5 Tage bei unseren Bekanntschaften geblieben, haben zusammen gekocht, diskutiert sowie uns das Land und Leute näher bringen lassen. Dadurch konnten wir die Menschen sowie deren Kultur besser verstehen und genauso diese Lebensweise übernehmen. Es hat uns vor allem gezeigt, wie unglaublich herzlich die Menschen sind! Aus Bekanntschaften wurden schnell Freunde.
Nebenbei haben wir viele Erfahrungen gesammelt, wie wir am besten mit unserem Geld, und den vorhandenen Ressourcen vor Ort sowie auf unserer Erde umgehen wollen. Sei es ökologischer zu handeln oder vegan / vegetarisch zu leben.
Wie wir dadurch mit unserem Budget besser umgehen konnten, werden wir euch anhand praktischer Tipps im nachfolgenden Artikel vermitteln.
Lebensmittel
Zu ändern was du isst, muss nicht immer Vegan / Vegetarisch sein!
Das Schönste beim Reisen ist unter anderem, für mich auf jeden Fall, neue Köstlichkeiten zu entdecken. Kanada ist zwar nicht für exotische Früchte oder weltbekannte Gerichte bekannt, doch der Schein trügt.
Mit seiner über 400 Jahre alten Geschichte haben sich einige typische Gerichte und Gemüsesorten hervorgetan, die es zu entdecken gilt. Beispiele sind Fiddelheads, die wild in den Wäldern wachsen und als Delikatesse unter den einheimischen gelten. Geschmacklich kommen sie sehr nah an Spargel oder Grüne Bohnen heran. Oder Jacks Dinner sowie viele andere leckere Fisch Spezialitäten gilt es in den kleinen Fischerdörfern zu probieren (Mehr zum Thema Atlantic-Canada Küche). Ganz abgesehen von Poutine, das als Nationalgericht in der Provinz Québec gilt – Pommes, übergossen mit Braten Soße und garniert mit jungem quietsche Käse. Wieso man kross gebratenen Pommes so etwas antun sollte? Das müsst ihr wohl selbst herausfinden, wir konnten es nicht.
Allgemein sind Lebensmittel in Nordamerika im Vergleich zu Deutschland etwas teurer (500g Nudeln oder Tomaten in der Dose $1,19, Salat $1,99). Das liegt wahrscheinlich einerseits daran, das Europa viel subventionierte Massenware produziert, andererseits an den langen Transportwegen/Logistik kosten in Nordamerika.
Besonders in den abgelegenen Regionen Kanadas, wie Neufundland, Labrador sowie den übrigen nördlichen Provinzen, fehlt es fast komplett an fruchtbarem Ackerland um Lebensmitteln für die Region anzubauen. Dadurch ist klar, dass die Preise für Waren die komplett Importiert werden muss, steigen.
Welche Konsequenz wir daraus für uns gezogen haben und trotzdem gut 25-40% einsparen konnten, könnt ihr anhand folgender Tipps/Anmerkungen selbst ausprobieren:
1. Wir kaufen keine importierten Produkte aus den USA oder Mexiko, welche den Markt überschwemmen und oft durch fragwürdige Anbauverfahren oder Nutzung von Pestizide mittels Massenproduktion günstiger angeboten werden.
2. Wir verzichten auf Einkaufsketten, die für den Import dieser Produkte stehen und den eigenen Markt schädigen, wie z.B. Wal-Mart.
3. Wir bevorzugen Regionales sowie saisonales, auch wenn statt vegetarischer Pilz-Beilage aus Mexiko zu den Kartoffeln doch er heimische Fisch auf dem Teller landet. Denn Fisch gibt es besonders im Osten frisch von der „fish plant“, der lokalen Fischverarbeitung in vielen Ortschaften. Hier stimmt der Preis sowie die Qualität!
Tipps für euren sonstigen Einkauf:
- In Läden einkaufen, welche bald ablaufende Ware reduzieren. Dazu gehört Foodland sowie PC (President’s Choice) oder (Atlantic) Supetstore, Privego in Quebec, und Valu Mart in Ontario. Mit 20–50% Rabatt werden Produkte wie Käse-, Wurst-Waren, Milch- oder Sojaprodukte aber auch Brot und Obst sowie Gemüse kurz vor ablaufen des Mindeshaltbarkeitsdatums angeboten.
Achtet hier auf die Pinken „20/30/50%“ Aufkleber und die gesonderten Regale im Supermarkt für die Angebote. Die beste Chance diese Produkte zu ergattern ist entweder früh morgens oder kurz vor Ladenschluss, da wird die Waren in der Regel reduziert und ihr habt viel Auswahl. Zudem sorgt ihr dafür, dass die Waren auf dem Tisch, und nicht in der Mülltonne landen!
In Alberta und British Columbia solltet ihr euch eine Mitgliedskarte für Bye-Low (More Points-Karte) besorgen, damit bekommt ihr bei speziellen Warenangeboten Rabatt. Die Karte ist kostenlos und die Beantragung vor Ort dauert keine 3 Minuten. - Bevorzugt lokale Geschäfte! In Neufundland und Cape Breton sind es z.B. die Co-Ops. Hier finden sich u.a. leckere Backwaren und frisches bzw. regionales Obst / Gemüse – JAMIII.
Traut euch dabei neues zu probieren! Es gibt nichts besseres, als in einem neuen Land die heimischen Spezialitäten zu kosten. Vielleicht entdeckt ihr so euer neues Lieblingsgemüse/obst.
Für uns war es zum Beispiel der Rudebeck…. oder Selbstgepflückte Fiddlehead! - In jeder Provinz gibt es wie bei uns günstige Discounter und teure Ketten. Bevorzugt deswegen folgenden Großhandels-Geschäfte:
Maxi (Quebec): Dieser bietet neben großen Vorteilespackungen, häufig Rabatt-Aktionen auf ausgewählte Artikel und führt das deutsche pendont zur Marke ja! die Eigenmarke „no name“ – kreativ nicht wahr 🙂 Von weitem ist es gut an der komplett gelben Verpackung zu erkennen.
No Frills (British Columbia): Kleiner, jedoch ähnliches Konzept. - Große Ketten vermeiden. Nicht nur, dass bei den Läden wie Metro, Sobey oder Wal-Mart keine 50% Rabatt-Aufkleber existieren, ihre Lebensmittelpolitik ist ökologisch nicht vertretbar. So findet man zwar auch günstige Mangos oder Maiskolben das ganze Jahr über, diese kommen dann aber aus den USA oder Mexiko…
Klamotten
In Kanada findet ihr in jeder Stadt Second-Hand-Läden die sehr gut erhaltene Klamotten führen und zu unglaublich günstigen Preisen verkaufen: T-shirts für 5$, kurze Hosen 4$, Jacken 15-20$…
Meistens findet man diese unter dem Namen Francis oder Thrift Store, in Quebec bekannt als Friperie.
Die meisten Klamotten kommen dabei aus den USA. Am weitesten verbreitet sind die second hand Geschäfte jedoch in Mittelamerika. Dann wundert es keinen mehr, wieso dort jeder zweite ein Abercrombie and Fitch t-shirt trägt 🙂
Schlafplätze
Wer mit dem Auto und Zelt oder Camper-Van unterwegs ist, findet in Kanada immer ein schönes und kostenloses Plätzchen zum Schlafen. Dazu eignen sich:
- Wiesen, Felder und alle freien Plätze außerhalb von Ortschaften
- Seitenstraßen abseits vom Highway
- Picknick Plätze (besonders in Quebec)
- Recreation Areas in British Columbia
- Rest areas in Manitoba/Saskatchewan
- Ruhige (dunkle) Seitenstraßen in Großstädten
- Und der Klassiker, Wal-Mart Parkplätze
Vor allem, wenn man sein Nachtlager spät aufbaut (1-2h vor Einbruch der Dunkelheit), früh weiterzieht (vor 9 Uhr) und den Ort sauber hinterlässt, wird sich keiner stören und diese Möglichkeit auch weiteren Generationen erhalten bleiben. Das Schöne in Kanada zudem ist, dass die Menschen alle gerne reisen und vor allem gern in der Natur sind. Mit dem Van oder Zelt unterwegs zu sein bedeutet Freiheit, die hier jeder genießt und mit anderen teilt. So werdet ihr häufig auf Menschen treffen die es toll finden, dass ihr das Land auf diese Weise bereist. Oft geben einheimische auch Tipps wo ihr gut übernachten könnt, ein ruhiges Plätzchen findet oder euch sogar ihre Einfahrt und ihr Gästezimmer anbieten!
Alle unsere Schlafplätze findet ihr zudem auf unserer Karte:
Trinkwasser
Da das Wasser in Kanada überall sehr sauber ist, kann man es immer aus der Leitung trinken. Nur in einigen Regionen im Norden, weit außerhalb jeglicher Zivilisation sollte man sich bei den Einheimischen erkundigen, ob das Wasser genießbar ist, falls es komisch riecht oder bräunlich gefärbt ist 🙂
Wir haben unser Wasser meistens auf Picknickplätzen, in den National/Provincial-Parks oder überall wo es Leitungswasser gab in 5 Liter Kanister abgefüllt. In den National Parks weisen zwar in der Regel Schilder darauf hin, dass das Wasser abgekocht werden muss, dies ist eine Parkauflage, um sich abzusichern, da das Wasser nicht oft kontrolliert wird.
Duschen
Kostenlose Möglichkeiten zum Duschen gibt es viele. Unsere Top 10:
- Mit einem National- oder Provinz-Park-Pass kann man auf die Zeltplätze fahren um dort zu duschen
- Gemeinde-Sport-Zentren in größeren Städten
- Schwimmbäder
- An vielen Marina’s (Segel-Häfen)
- Seen und Flüsse
- Gegen eine kleine Gebühr von 1-2 Dollar findet man duschen an privaten Campingplätzen
- An LKW Raststätten (Husky, Thomson) gibt es duschen die entweder 5-10$ kosten oder gratis ab einer bestimmten Füllmenge Benzin sind. Diese haben wir aber nie wahrgenommen, da wir lieber in den Parks geduscht haben.
- Freundlich in Hostels fragen
- Ansonsten muss eine Katzen-Wäsche in öffentlichen Waschräumen herhalten.
- In Cape Breton, Neufundland und Labrador hatten wir zusätzlich so viel Glück tolle Menschen zu treffen, das wir häufig bei ihnen duschen konnten.
Seit also offen, freundlich und vor allem neugierig!! Ins Gespräch kommt man schnell, die Kanadier interessieren sich sehr für Reisegeschichten und meinen es auch so!
Benzin
Obwohl der Sprit in Nordamerika günstiger als in Europa ist (in den USA sogar noch billiger als in Kanada), kann man mit folgenden Tipps noch etwas mehr Geld einsparen.
- In den Siedlungen/Reservaten der First Nations (Indianer) bekommt man das preiswerteste Benzin, da sie keine Steuer dafür abführen müssen.
- Trotz sehr einheitlicher Preise ist das Benzin in vielen Großstädten wie Montréal teurer als im Randgebiet oder auf dem Land.
- Offensichtlich preiswerte Tankstellen wie Petro Canada order Ultramar vermeiden, denn diese haben meiner Einschätzung nach oft minderwertiges Benzin. Sprich, der Verbrauch ist größer. Wir bevorzugten Irving oder Esso. Konstant günstig mit super Qualität.
- Schnell fahren verbraucht mehr Benzin 🙂
- Benzin Preise werden übrigens donnerstags Kanada-Weit angepasst. Ob diese fallen oder steigen müsst ihr dann aber selbst ausloten ;-)Fröhliches reisen und entdecken!
Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Schreibt eure Spar-Tipps in die Kommentare.