Das Leben in Québec ist einfach. Ein routinierter Alltag spielt sich ein. Nachdem wir die notwendigen Unterlagen für unser Arbeitsvisum zusammen sowie Sozialversicherung besorgt, das Organisatorische für die Wohnung abgewickelt, Fahrrad-Touristenführer-Job angenommen, Bank-Konto eröffnet, die Wohnung geputzt und die Informationen zum Sprachkurs herausgesucht haben, scheint der Rest sich selbst abzuarbeiten.
Die nächste zu-erledigen-Liste: Möbel sowie Küchen-Utensilien besorgen, Museen besuchen, Stadtgeschichte als Vorbereitung für die Arbeit lernen, Rechnungen bezahlen, Online-Konto aktivierten, kaputte Wanderschuhe zurück schicken … Tatjana braucht zudem neue Laufschuhe, Schuhe für den Winter und am besten noch günstige Sandalen. Eine schwarze Hose für Tatjanas neuen Zweitjob als Fotografin auf dem Boot.
Bei Madam Pham „Photo Reflex“ arbeite ich als Fotografin auf der Louis-Joilet, das Touristenschiff fährt bis zu den Wasserfällen bei St. Anne über die Insel „d’Orléans“ und wieder zurück vor die Klippen Québecs.

Ich, Martin, verbringe meine Zeit damit Stellenangebote im Internet durchzusehen sowie nach meinem gestohlenen Fahrrad auf den bekannten Verkaufsplattformen Ausschau zuhalten. Ein Friseurtermin steht an, der Blog muss fortgeführt werden und das Auto sauber gemacht werden. Ach ja, ein neues Fahrrad muss angeschafft werden. Die Yoga-Kurse haben angefangen – MontagsMittwochs. Die Sprachkurse sind am Dienstag und Donnerstag. Wir nutzen die kostenlosen Schwimmbad-Zeiten. Wir könnten diese Liste noch ewig fortführen, so ist das mit dem Alltag.

 

 

In unserer kleinen Wohnung haben wir es uns heimisch gemacht. Tatjana backt und ich freue mich über Leckeres. Wir haben nun wieder Wurst, Milch, Joghurt sowie Tofu, frische Kräuter und Eis im Kühlschrank – wir haben einen Kühlschrank 😉 Unsere Nachbarn sind hilfsbereit. Sie geben uns Tipps wo wir günstig Möbel, Gemüse, Fleisch erwerben oder Friseure finden kann. An dem Picknick-Tisch im Innenhof trifft man sich zum Plausch mit den Nachbarn: Häufig mussten wir unser Meinung zu dem VW-Skandal kundtun.

Unser erster Arbeitstag hat begonnen und es soll eine lange Woche werden. Der Job als Fahrradrikscha-Touristenführer ist großartig – Tours Ludovica. Das Wetter ist den ganzen September herrlich warm. Die Sonne scheint, wir haben über 24 °C. Es sind viele Touristen in der Stadt – großzügige Amerikaner bei einen Zwischenstopp mit ihrem Luxusdampfer. Die Tour mit der Rikscha dauert 45 Minuten, geht über das Kopfsteinpflaster der Altstadt, um den Hafen zur Aussicht auf die Stadt Ober- und Unterstadt, durch das alte Lagerhausviertel, den alten Finanz-Distrikt und zurück in die Altstadt zu dem Siedlungsursprung am Place-Royal in 1608. Es ist die beste Möglichkeit den Stadtkern zu erkunden. Der Arbeitstag beginnt gegen 9 Uhr und endet nachmittags zwischen 14 und 17 Uhr. Die ersten Tage arbeiten wir lang – eine Doppelschicht am Wochenende. Samstags fand die lange Nacht der Galerien statt. Wir bieten einen Shuttle-Service an und erkunden Galerien. Mit dem Trinkgeld macht das ein gutes Gehalt. Gilbert, unser Manager, ist eine coole Sau. Wenn er uns nicht managt, fährt er als Taxifahrer durch Québec, mampft Gebäck mit Käse und Schinken, werkelt an den Rädern. Außerdem haben wir noch Océan und Phil, die zwei Québecois, im Team. Océan fährt gerne Skateboard, kocht indisch, hat lange, zerzauste Haare, stets ein Grinsen im Gesicht und nur ein paar Shorts. Pièrre ist immer mit seinem Rennrad unterwegs, bastelte an verschiedensten elektronischen Konstruktionen, so z. B. eine Lampeninstallation. Er hat einen langen schwarzen Bart mit weißen Pigmentflecken im Haar, eine Föhnwelle, die er sich häufig nachstylt – ein Frecher mit fuchsigen Augen. Alle Drei sind leidenschaftliche Reisende und schwer in Ordnung.

 

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