Zwei Monate im ruhigen Fischerdorf Aticama an der Pazifikküste Mexikos: Hier betretten wir das Land und lernen Leute kennen. Wir passen auf ein Haus, zwei tolle Hunde sowie eine Katze auf. House-sitting nennt sich das ganze und ist super. Die perfekte Gelegenheit um auf einem neuen Kontinent anzukommen, die Region gemütlich zu erkunden, die besten Wellen zu bekommen und bei den Nachbarn zum Essen eingeladen zu werden.

Housesitting (mehr dazu in unserem Housesitting Blogpost)
Viele, die ein Haus in Mexico besitzen, nutzen die heiße oder regnerische Zeit zwischen Juni-November um die Familie anderorts zu besuchen oder vor dem Unwetter in die Ferne zu flüchten. Gerne übernehmen wir die Rolle der Haus-Sitter, damit die Tiere und das Haus nicht alleine zurückbleiben. Die zwei verschmusten Hunde und die Katze schließen wir direkt ins Herz. Mit ihren lächelnden Augen sichern sie sich ständige Kuscheleinheiten.

Eine win-win Situation: Die Hausbesitzer können ruhigen Gewissens abziehen und im Gegenzug kriegen wir eine Villa mit Garten, Pool und Strand. Wir fühlen uns wie im Luxusurlaub. Unsere dreistöckige Villa liegt direkt an einer 40 Meter hohen Klippe mit Ausblick auf den 10 km langen Strand. Umringt vom Dschungel sichten wir Echsen sowie Schlangen im Garten. Große Frigattenvögel kreisen um unsere Klippe. Wir sehen früh morgens einzigartige Sonnenaufgänge über den Hügeln und am Abend die farbenprächtigsten Sonnenuntergänge, wenn die Sonne im Pazifik versinkt!
Wir nutzen die Zeit um im Haus an unserem Blog und der Doktorarbeit zu schreiben, so entkommen wir der krassen Mittagshitze von 35 Grad. Internet Flatrate, Ventilatoren, Terrasse mit Meerblick sowie ein Pool sorgen für Abwechslung.

Zu unserer Routine – oh ja wir haben schnell einen Tagesrhythmus gefunden, gehören die täglichen Spaziergänge am Strand. Früh morgens und abends wenn die Sonne tief steht, das ist sowohl für die Hunde, wie auch für uns der Auslauf des Tages. Unglaublich sind zudem die Temperaturen des Wassers – noch nie hatten wir eine so große Badewanne. Gemütlich lässt sich stundenlang im Wasser ausharren. Wir schwimmen den Wellen entgegen oder surfen zurück zum Strand. Die Pazifikküste ist bekannt für seine Surfspots – San Blas und Sayulita, nicht weit weg von uns oder der berühmten Baja California gehören zu diesen.
Einst war der 10 km lange Strand von Aticama, die Matanchen Bay, im Guinness Book of World Records mit der längsten Surf-baren Welle (1,700 Meter). Die Arbeiten am neuen Pier und die Hurrikans haben diese jedoch drastisch verkleinert.

Essen
Das ruhige Fischerdörfchen bietet eine gute Auswahl an mexikanischen Obst und Gemüse. So decken wir uns mit einheimischen Produkten ein: Tomatillos (gehört zur Gattung der Physalis, ähnelt einer grünen Tomate und wird für Guacamole sowie Salsas verwendet), Chillis, Avocados, Koriander und Maismehl. Tatjana geht in der Küche auf! Mangos aus dem eigenen Garten, Gurken vom Markt und fertig ist ein leckerer Mango-Salat sowie die ersten selbstgemachten Tortillas. In den darauf folgenden Wochen erweitern wir unsere Zutatenliste um Karotten, Weißkohl und Fisch, Kaktus (hier Nopal genannt) mit Soja-Geschnetzeltem, Bohnen sowie Kochbananen. So entstehen zahlreiche weitere Tortilla-Variationen.

Das Highlight sind jedoch Jackfrucht-Burger, die mit ihrer Textur an gezupftes Schweine-/Hähnchenfleisch erinnern. Durch den neutralen Geschmack der Fasern lässt sich aus dem Inneren der unreifen Jackfrucht jede beliebige Kreation herstellen. Gewürzt mit Paprika oder Kurkuma ergibt sich schon eine fleischähnliche Farbe. Dazu haben wir auch Bohnen, Karotten oder auch mal Kochbananen gemischt. Wir sind fasziniert und verwöhnen mit unseren Gerichten die umliegenden Nachbarn. Das Kochen mit der unreifen Frucht ist hier nicht verbreitet. Mit der Vielzahl an Nährstoffen sowie Proteinen ist die Jackfrucht ein perfekter Ersatz für Soja sowie Fleisch und schon jetzt nicht nur in Asien, sondern in der gesamten vegan/vegetarischen Szene beliebt. Das können wir nachvollziehen, bei uns landet die Jackfrucht für eine Weile fast täglich auf dem Teller.
Genauso ist die reife Jackfrucht eine Köstlichkeit! Wer den Geschmack von HubbaBubba-Kaugummi noch ins Gedächtnis rufen kann, kann sich vorstellen, welche süße Explosion die gelbe Frucht im Mund auslöst. Die gelbe Frucht muss aus der riesigen Jackfrucht herausgepult werden und mit pulen meinen wir wirklich herausgearbeitet werden. Die klebrige Flüssigkeit aus der harten Schale und das faserig Fleisch, welches das Innere der Früchte umgibt, macht das Herausnehmen aufwendig. Aber die Arbeit von ca. einer Stunde ergibt zwei volle Schüsseln an Früchten für mindestens 2–3 Tage. Wir verarbeiten gut 8 davon während unseres Aufenthalts. mhhhh … wie gerne hätte ich jetzt eine hier. Leider ist die Jackfrucht nur in der Nayarit-Region erhältlich.

Typisch Mexiko ist ganz klar die unendlichen Tortilla-Variationen mit Fleisch, Fisch, Bohnen, Gemüse, gebacken oder frittiert, und dazu viel scharfe Salsa. Avocados sind so günstig, dass sie auf dem täglichen Speiseplan stehen, zusammen mit Tomatillos und Tomaten. Ebenso sind Karotten und Weißkohl weit verbreitet und eignen sich für leckere Tortilla-Gerichte. Eine weiter mexikanische Spezialität ist gegrillter (verkohlter) Mais, den man an jeder Straßenkreuzung mit Käse und Mayonaise bekommt. Häufig haben die Straßenverkäufer auch Limone und Chilipulver da, zum Einreiben des Kolbens – den Käse und die Mayo kriege ich gar nicht runter. Die meisten Mexikaner lieben es und fragen häufig nach einer Extraportion Käse/Mayo.
Ganz zu schweigen von dem Chipotle-Mango-Eis, dass ist auch eine Klasse für sich. Wir haben es ein paar mal probiert. Das saure und scharfe der Chipotle-Chili ist ganz lecker auf der Mango, aber für meinen Geschmack ist das Mengenverhältnis von Chipotle und Mango entscheidend – Hälfte, hälfte ist zu intensiv. Zum Glück gibt es jede Menge Eis aus saftigen Früchten! Mangos, Orangen, Drachenfrucht, Papayas, Erdbeeren, Kokosnuss, Ananas und Jackfrucht.
Gemüse-Neuentdeckungen für uns waren: Jícama (Yambohne) – ähnelt einer süßen Kohlrabi, Nopal – ein Kaktusblatt von dem die Stacheln entfernt wurden; Ich kann sie nicht mit einer anderen Blatt vergleichen, aber es ist eine grandiose geschmackliche Entdeckung und Chayote – die „grüne Kartoffel“, die auch häufig von Straßenverkäufern angeboten wird, sind super.

Bewohner
Unsere neuen Nachbarn sind freundlich, hilfsbereit und vor allem neugierig. Perfekt wenn man etwas spanisch spricht, dann kann aus dem Smalltalk eine richtige Unterhaltung werden. Mit der Zeit passen wir uns gut ans Dorfleben an. Wir kaufen in den kleinen Geschäften unser Gemüse, lernen Lupita kennen, welche frische Milch verkauft und lecker selbstgemachten Käse produziert, und entdecken bei unseren Streifzügen mit den Hunden am Ortsausgang den Obsthändler mit seinem Stand kennen. Unser immer besser werdendes Spanisch, der gute Appetit und die Vorratseinkäufe bescheren uns schon bald extra Portionen Bananen die wir kostenlos mit dazu bekommen. Wir besorgen hier unsere erste eigene Bananenstaude, eine eigene Staude zuhause hängen haben, check und überdimensionale Jackfrucht, aber auch Kokos sowie Limas, die wie Zitronen aussehen und gelbe Orangen schmecken.

Spanisch
Für unsere Spanischstunden bekommen wir den Tipp Gabriele aus Deutschland zu kontaktieren, die beste spanisch Lehrerin aus Santa Cruz (10 km östlich von Aticama). Mit ihrer verständnisvollen, sympathischen und motivierenden Art schafft sie eine lockere Lernatmosphäre, bei der selbst Fehler machen kein Unbehagen auslösen. Vor einigen Jahren ist sie hier her gezogen. Sie sorgt mit ihrer stetig guten Laune genauso wie dem Lächeln auf den Lippen für eine herrliche Lernatmosphäre. Danke für die tolle Zeit. Was ein Glück wir haben, ausgerechnet eine so herausragende Lehrerin, die mittlerweile eine Freundin ist, zu treffen.

Hitchhiking

Ebenso bleibt genug Zeit, um die Umgebung zu entdecken – wie? Typisch Mexikanisch, per Anhalter! Keine fünf Minuten vergehen und einer der vielen Pickup-Trucks hält an, um uns zum nächsten Ort mitzunehmen.
Tipp: Sucht einen schattigen Platz bei einer Bremsschwelle (auf spanisch: Tope), ruft den entgegenkommenden Autos die Richtung zu, in die ihr fahren wollt. Oh ja in Mexico ist es wichtig aktiv auf sich aufmerksam zu machen und die Richtung laut zuzurufen und gleichzeitig in die Direktion zu zeigen in die es gehen soll.

Öffentliche Verkehrsmittel
Trotz Abgelegenheit fahren in Mexiko überall kleine Sammelbusse da wo Menschen leben. Umgebaute Mini-Vans werden hier Kombi genannt (in anderen Regionen gerne auch Collectivo). Durch Aticama fahren in beide Richtung fast jede Stunde eins der Kombis in die Umliegenden Ortschaften. Pro 30 Minuten Fahrt fallen Kosten von etwa 50 Pesos an.
Zudem fahren Busse in die großen Städte wie Tepic oder Puerto Vallarta. Am Tag gibt es 4 Verbindungen von Aticama nach Puerto Vallarta: Um 7:45 Uhr, 10:15 Uhr, 13:45 Uhr und 16:45 Uhr. Von Puerto Vallarta geht der Bus vom Busbanhof am Flughafen um 7 Uhr, 10 Uhr, 12 Uhr und 15 Uhr und kostet 215 Pesos. Beachtet das zwischen Puerto Vallarta und Aticama die Zeitzone wechselt, Puerto Vallarta ist +1 Stunde voraus! Pro Richtung kann man mit gut 2.5 Stunden rechnen.
Falls man die Verbindung verpasst, gibt es noch Busse über Tepic und San Blas, die Verbindung mit Umsteigen dauert jedoch gut 5 Stunden.

 

Ausflüge in die Umgebung
El Cora Wasserfall
Zwischen den sattgrünen Hügelhängen kommt ein Strom herausgeschossen. Schon zu Beginn des Wanderpfads haben wir eine super Aussicht auf die Fälle. Beim Hinabsteigen zum Basin wird die Temperatur zunehmend kühler. Das Wasser ist im Vergleich zum Meer erfrischend und wir krakseln direkt auf die Felsen um aus 5 Metern ins kühle Nass zu springen.
Wer in der Region eine Zeit verweilt sollte eine Wanderung zu dem Wasserfall El Cora unternehmen. Mit dem Auto sind es 25 Minuten östlich von Aticama in die Berge heraus, und ein Geländewagen ist für die letzten 10 Minuten Fahrt essenziell. Ansonsten werden aus der 15 min Wanderung zum Wasserfall 30 Minuten. Treppenstufen erleichtern den Abstieg zum Fuß des 20 Meter hohen Wasserfalls, der sich in einen Pool ergießt. Am besten fährt man rüber wenn es ein paar Tage nihct geregnet hat, da die Wasserfarbe zusätzlich beeindruckt.

La Tovara
Wunderschöner Tagesausflug ist die Bootstour in die Mangroven. Zu sechst steigen wir ins Boot und machen uns auf den Weg durch das Geäst der Mangroven. Erster Stopp ist ein Baum voller Kahnschnabel Vögel. Keine zehn Minuten später sichten wir ein Krokodil, dass uns mit weitgeöffnetem Maul begrüßt. Die Landschaft wechselt. Wir befinden uns zwischen hohen Gräsern. Ein Kranichen ragt heraus. Weiter geht es den Fluss abwärts entlang der Mangrovenlandschaft zu einem Schwimmbecken am Fluss mit Gitterabgrenzung vor Krokodilen. Wir bleiben hier für eine Stunde hängen, denn es gibt ein Schwingseil am Wasser. Wir schwingen uns so häufig ins Wasser bis ich Blasen an den Händen bekomme. Das ist der Ausflug nach La Tovara. Von hier aus lässt sich jederzeit ein Boot zurücknehmen zum Eingang. Dieser befindet sich am westlichen Ende des Strandes Matachen, bei San Blas. Die Fahrt kostet 200 Pesos pro Person.

San Blas
In der größeren Stadt San Blas (20 km westlich von Aticama) gibt es neben den Überresten des kleinen Verteidigungsposten, welches eine schöne Aussicht auf die Stadt bietet, weitere Attraktionen. Einmal den Markt im Stadtzentrum, an dem man sich mit frischen Obst und Gemüse eindecken kann.
Genauso ist der einsame Strand des Naturschutzgebiets Playa del Rey absolut sehenswert. Ein Fluss trennt die Halbinsel von der Stadt und wenn man nicht rüberschwimmen will, bringt ein Boot die Passagiere für 150 Pesos auf die andere Seite, etwas überteuert für die 30 Meter überfahrt. Vielleicht lässt er sich auch runterhandeln.

Secret Beach
Kostenlos ist der Besuch der Secret Beach, wie die Locals den einsamen Strand mit versteckter Anfahrt von der Straße Richtung Platanitos nennen. Schon die Fahrt im Pick-up ist ein Erlebnis. Nach dem wir von der Hauptstraße San Blas Richtung Puerto Vallarta abbiegen, geht es eine hügelige Buckelpiste für ca. 20 min runter. Feiner weißer Sand erwartet uns am Ende der Straße. Den langen Sandstrand haben wir nur für uns!

Puerto Vallarta
Wer in der größeren Stadt Puerto Vallarta mit dem Flugzeug landet und hier ein paar Tage verbringt, kann ebenso zu einem versteckten Strand, Hidden Beach oder El Morro wie die Einheimischen diesen Felsen mit Strandkrater nennen. Ein Boot bringt einen auf eine Insel raus, wo man schnorcheln kann. Ein Traum ist der Anblick. Allerdings wird keine Robinson-Kruso-feeling aufkommen, denn dies ist eine der größeren Touristenattraktionen von Puerto Vallarta.

Alternativ ist das Schnorcheln bei den Felsbögen am südlichen Rand der Küste toll. Diese sind noch in Schwimmdistanz und somit leicht zu erreichen.

Die Stadt selbst ist sehr touristisch. Viele Hotels reihen sich an einem Strandabschnitt zusammen. Dafür ist es sehr sauber und eine Promenade verbindet die Altstadt mit der Neustadt, die voller Bars und Clubs ist. Die Fahrt innerhalb der Stadt, vom oder zum Flughafen ist am einfachsten mit den lokalen Bussen: 7.50 Pesos ist der Pauschalbetrag für jegliche Distanzen innerhalb der Stadtgrenze.

Flughafen Puerto Vallarta
Der Bussteig befindet sich links vom Flughafengebäude. Habt das Geld passend. Ihr könnt einfach im Flughafengebäude ein wenig Geld wechseln.
Es gibt verschiedene Bankautomaten am Flughafen. Die Automaten sind alle nebeneinander. Die Gebühren für das Abheben variieren stark von 30 – 90 Pesos. Für uns hat die Banamex Bank die Besten Quoten in ganz Mexiko ausgespuckt.

Kanadisch-Amerikanische Nachbarn
Im Verlauf von zwei Monate lernen wir unsere Nachbarn kennen. Barbara und Lauren wohnen direkt neben uns, kommen aus Saskatchewan und erweitern gerade wieder ihr Anwesen. Bei unseren täglichen Spaziergängen kommen wir an ihrem Haus vorbei und schnell ins Gespräch. Schön sieht ihr Häusle aus!
Die zwei sind Reisende im Ruhestand, radelten quer durch Kanada und Neuseeland, segelten eine längere Zeit über die Weltmeere und sind immer noch voller Energie.

Die nächsten Nachbarn sind Victoria und William, ursprünglich aus Seattle, betreiben eine organische Produktion getrockneter Mangos und verkaufen diese im Winter auf Bio-Märkten in der Umgebung, zusammen mit selbst gemachter Seife, Mücken Schutz und Kerzen. Beide sind gerne in der Natur, aktiv und super lieb. An den Mangos sind wir sehr interessiert und nach einer Kostprobe wollen wir hinter die Kulissen schauen. Prompt nimmt William mit auf die Mango Plantage, von hier hat man eine tolle Aussicht auf das Meer und die umliegenden Berge.

Anne und Gilles, belgisch/kanadischer Herkunft, wohnen etwas außerhalb von Aticama, betreiben am Wochenende ein Café und arbeiten in der Zwischenzeit als Künstler sowie Designer. Außerdem ist Anne der inoffizielle Laptop Reparatur Service. Mit magischen Fingern ist selbst ein Macbook im Handumdrehen repariert. Bis auf Display oder Mainboard Fehler bekommt sie dank ifixit.com alles hin. Es ist eine Freude sich mit den zwei über Kultur und Geschichte zu unterhalten, sodass wir die beiden einige male Besuchen.

 

Es ist schwer sich von diesem tollen Fleckchen Erde zu trennen, doch Mexiko ruft! Wir müssen wohl irgendwann wieder kommen.
Vielen lieben Dank Trilby für die unglaubliche Zeit in deinem Haus. Es war toll dich kennen zu lernen. Bleib so wie du bist, voller Lebensfreude und Gutherzigkeit!

Hasta luego

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